Carl Gustav Jung

"Träume sind unparteiische, der Willkür des Bewusstseins entzogene,
spontane Produkte der unbewussten Seele."
alter Ego

Der Traum

Der Traum ist für Jung, anders als für Freud nicht in erster Linie ein Mittel des Unbewussten, unterdrückte oder nicht ausgelebte Libido deutlich zu machen, sondern ganz allgemein nächtliche Aufarbeitung von Alltagsproblemen, die er die "unbedeutenden" Träume nannte, bis hin zu den "bedeutenden", welchen sein Hauptinteresse galt.

Zu letzteren gehören die Wiederholungsträume, welche durch eine immer wiederkehrende psychische Situation hervorgerufen werden. Der Traum will dem Menschen die Aufarbeitung dieser speziellen Situation ins Bewusstsein bringen und trägt zudem meistens auch schon Lösungsvorschläge in sich. Bei der Deutung dieser Träume muss tief in die Erinnerung gegriffen werden, denn Auslöser für das spezielle Problem und auch Grund für die speziellen Traumbilder dazu liegen meistens weit zurück. Ein Beispiel dafür war bei mir ein wiederkehrender Traum im Teenageralter, wo ich durch Räume ging und Türen öffnete. Es musste ein riesiges Gebäude sein, denn nach jeder geöffneten Tür kam ein neues Zimmer mit einer neuen Tür. Es nahm kein Ende und ich fühlte mich nach einer Weile gefangen. Irgendwann erinnerte ich mich dann an ein Erlebnis, als ich vielleicht 2 oder 3 Jahre alt war. Ich hatte ein Schaukelpferd, in dem ich im Garten öfter sass. Einmal wurde ich alleingelassen und wollte wieder raus - aber es ging nicht. Panik des Eingeschlossenseins kam in mir hoch. Diesselbe Panik erlebte ich später in jenen Träumen. Nach Bewusstwerden des frühen Erlebnisses hörten diese Träume auf.

Traumtänzer

Kompensatorische Träume.
Jung formuliert das so: Wenn die Einstellung des Bewusstseins zur Lebenssituation besonders einseitig ist, stellt sich der Traum auf die Gegenseite, die 'Autonomie des Unbewussten' tritt in Funktion und schafft quasi im Schlaf eine Gegenwelt zum tatsächlichen, die Fülle der individuellen Möglichkeiten nicht ausschöpfenden kargen Lebensstils, um nicht zu verhungern. Er stuft die Kompensation ab in Schaffung einer totalen Gegenwelt - dann ist der Lebensstil natürlich sehr bedenklich -, in eine Gegenwelt mit Varianten - dann lebt man schon mehr zur Mitte seiner eigentlichen Bedürfnisse - und in einer Unterstreichung des täglichen Lebens durch Träume - dann lebt man für Jung 'korrekt', bzw. adäquat, also 'wirklich'. Als Beispiel für die Schaffung einer totalen Gegen-, bzw. vom Unbewussten evtl. benötigten Welt, erzählt Jung von einer Aristokratin, die immer wieder von schmutzigen Fischweibern und betrunkenen Prostituierten träumte.
Kindheit - Glückszeit?Archetypische Träume.
In jedem Traum können archetypische (allgemeingültige Seelenbilder, so wie sie z.B. in der Alchimie oder im Tarot festgehalten sind) auftauchen, die dann zeigen, dass es sich um einen Traum von einiger Wichtigkeit handelt. Wenn das Unbewusste auf Bilder zurückgreift, die im Stammhirn lagern, also in dem Gehirnbereich, wo wir unsere ganze Menschheitsentwicklung verankert haben, so will uns so ein Traum etwas Grundsätzliches, fast Individuum-Übergreifendes mitteilen. Träume, die aus diesem kollektiven Unbewussten kommen, sind Offenbarungen unserer uralten Stammes- und Menschheitsgeschichte und zeugen von einer längst vergangen, aber nicht vergessenen Weisheit, die über die Gegenwart hinaus auch für die Zukunft gilt. Beispiele für solche Träume sind z.B. Begenungen mit der 'weisen alten Frau', Abstiege in Erdlöcher, auftauchende archetypische Symbole, mit denen man im Tagesleben nichts zu tun, aber auch Reisen in Länder oder Zeiten, die man noch nie gesehen oder bewussst durchdacht hat.

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Die Weiten des UnbewusstenPräkognitive Träume.
Jung traut sich noch einen Schritt weiter, als es rein wissenschaftlich gestattet war/ist: Er hatte in seiner langen Traumarbeitserfahrung häufig mit Fällen von prophetischen Träumen zu tun, allerdings nicht in so klaren, eindeutigen Bildern, die nachdem der Träumer aufwacht, schon rein instinktiv als Voraus-Traum erkennbar sind - sondern auch hier fand Jung in der komplexen Analyse Hinweise für ernsthafte Warnsignale der Seele, den bisherigen Lebensstil zu durchleuchten und möglichst zu ändern, da es andernfalls zu einer Katastrophe kommen könnte. Er beschreibt einen Fall, in dem ein Karrieretyp ihn wegen Schwindel, Atemnot u.ä. konsultiert, was Jung als typische Bergkrankheitssymptome diagnostiziert. Dazu sieht er in den Träumen dieses Mannes, von denen einer von einem zu schnell fahrendem Zug handelt, der aus den Geleisen geworfen wird, einen Warnhinweis des Unbewussten, kürzer zu treten und mit dem bisher Erreichten zufrieden zu sein. In diesem speziellen Fall hielt der Patient sich nicht an den Rat und erlitt, nachdem er immer höher in der Karriereleiter aufgestiegen war, letztlich eine berufliche Katastrophe.

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Besondere Träume, Ahnungen, Vorausgesichte o.ä. kommen auch in
OANAs Sammlung von Unerklärlichem und anderen Merkwürdigkeiten vor.


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